Lavotri in Verkleidung oder Warum einfach roter Ton?

Wenn es schön sein soll, sagt man Terrakotta, aber ich mag lieber „roten Ton“. Die Einfachheit fasziniert mich. Das Material ist schön und kann für sich selbst sorgen, und das muss auch der Bildhauer, wenn er den roten Ton verwendet. Es gibt keine Hilfe, als wenn man zum Beispiel rakugebrannte Skulpturen macht, in denen der Schließvorgang schöne, dekorative Effekte bieten kann, ohne dass man selbst den Prozess völlig gemeistert hat.

Ich war von Lars von Trier und Søren Vinterberg – dem Schöpfer der Dogma-Filme – sehr fasziniert. Die Einfachheit des Dogma Konzepts gefiel mir, weil ich eine Parallele zu meiner Arbeit mit rotem Ton sah. Was mich interessiert sind die reinen Ideen, das Unkomplizierte und der Versuch den Ausgangspunkt wieder zu erreichen. Es ist wie der rote Ton, der für die Ton-Skulpturen seit Jahrtausenden verwendet worden ist.

Nachdem ich Lars von Triers Film “Die Idioten” sah, habe ich drei Skulpturen gemacht. Ich habe seinen Namen zu Lavotri verkürzt und habe die Skulpturen “Lavotris Brieftaube” (Steinzeug), “Lavotri in Spionverkleidung” (Lars von Trier ist in Pfadfinderuniform, und er trägt Engelsflügel und Vogel-Kopf-Maske) genannt. Die letzte Skulptur war “Lavotris Riesenalk singt den Schwanengesang” und ist aus Terrakotta, mit schwarzem Wachs patiniert. Kann ich immer die Ideen der Filmmacher nachvollziehen? Ja, vielleicht, aber die Frage bleibt, ob die Filmmacher zu ernst sind beim arbeiten – ob sie das Spielen vergessen haben.

Für mich ist es notwendig mit dem Ton zu spielen, aber natürlich ist das Spielen ernst, wenn auch angenehm. Im Spiel vergisst man sich selbst. Man arbeitet mit einer gewissen Natürlichkeit, ohne bewusste intellektuelle Reflexionen, aber das bedeutet nicht, dass das Spiel keine Regeln hat. Die Regeln sind Bescheidenheit, Einfachheit und Natürlichkeit. Wenn man also das Spiel als eine Art von Werkzeug sieht – eine Methode der Herstellung von Terrakottaskulpturen – und die Regeln befolgt, dann bekommt man eine Skulptur, die die Eigenschaften der Regeln ausstrahlt.

Eine Terrakottaskulptur, die spielerisch, natürlich, einfach und bescheiden ist, ist meiner Meinung nach eine gute Skulptur. Deshalb soll man die Spielregeln befolgen.

Kunst ist in hohem Maβe eine Wahl. Ein Film kann, sagt Mogens Rukov, die Wirklichkeit so exakt reproduzieren, ??dass die Details im Licht der Botschaft stehen. Das gleiche gilt für eine Skulptur. Deshalb soll man Einfachheit und Bescheidenheit in die Skulptur als Teil ihrer Natur einbauen. Dann vermeidet man unüberschaubares Chaos und Verwirrung.

Einige werden sicherlich argumentieren, dass man nicht abwählt, sondern zufügt, dass man vom Anfang an eine ziemlich genaue Idee vom Äuβeren einer Skulptur hat und einfach zufügt bis die Skulptur fertig ist.

Ich glaube, dass man mit allen Möglichkeiten in chaotischer Unordnung anfängt. Man soll immer wissen, dass es überhaupt keine “richtigen“ Lösungen oder Anweisungen gibt, wie die fertige Skulptur aussehen soll, um eine Botschaft zu bekommen. Deshalb müssen wir abwählen, um den Kern der Botschaft der Skulptur zu finden.

Trotz der Erkenntnis, dass es wichtig ist abzuwählen, wenn man eine Skulptur macht, fing ich trotzdem an, an neue Terrakotta-Skulpturen Farben und Blattgold zuzufügen. Hiermit wird vielleich bestätigt, dass die Originalität nur eine kleine Veränderung innerhalb des Vertrauten ist. Ich hatte ein Buch über die Bemalung von Marmor- und Terakottaskulpturen im antiken Griechenland, Rom und in der Etruskischen Kultur gelesen. Es hat mich sehr inspiriert und hat mich dazu bewegt, solche Bemalung zu versuchen. Es war auch spannend, weil es mir schien, dass es ein Ausdruck und eine Technik war, die nicht mehr verwendet wurde.

Das wird sicherlich auch in der Zukunft eine meiner Arbeitstechniken sein, wie auch Terrakotta, die Bemalung von Terrakotta (z.B. mit Blattgold), Steinzeug, rakugebrannte Materialien und Bronze. Viele glauben, dass die Künstler etwas ganz Besonderes machen. Aber die Originalität ist nur eine kleine Veränderung innerhalb des Vertrauten. Es ist eine Idee, die eine Form erhalten hat. Ole Mejer